Spielsucht Was ist, wenn nichts mehr geht?
Ein Abend im Casino kann Spaß machen und sorgt für Nervenkitzel. Glückspiele wie Roulette, Poker, Glücksspielautomaten, Lotto oder Sportwetten sind allgegenwärtig und leicht zugänglich. Was harmlos beginnt, kann für manche Menschen zum Problem werden. Die Spielsucht ist eine ernste psychische Erkrankung. Sie entwickelt sich schleichend, oft über Jahre, und kann sich massiv auf das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen auswirken. So lange bis irgendwann nichts mehr geht…oder doch?
In diesem Beitrag werden häufige Fragen zur Spielsucht, Anzeichen und Behandlung beantwortet. Sie erfahren, was Sie selbst tun können, wenn Sie oder Angehörige betroffen sind. Wir klären über Mythen auf und Sie erfahren, wo Sie Rat und Hilfe und weitere Informationen finden.
- Glücksspiele sind Spiele, bei denen um Geld gespielt wird.
- Gewinne lösen Gefühle von Glück und Macht aus.
- Glücksspiele sind vom Zufall bestimmt. Ob man gewinnt oder verliert, kann man selbst kaum beeinflussen.
- Spielsucht ist ein unkontrolliertes und zwanghaftes Spielen und verursacht große Probleme im Alltag (Verschuldung, Probleme in der Familie und im Beruf).
- Betroffene können von selbst meist nicht mehr aufhören. Sie spielen trotz negativer Folgen immer weiter.
- ABER: Spielsucht ist eine psychische Erkrankung, die behandelt werden kann.
- Wichtig ist, dass erkrankte Personen sich helfen lassen wollen und ihr Problem erkennen.
Die Spielsucht zählt zu den Verhaltens-Süchten. Sie wird auch „Glücksspielsucht“ genannt.
Betroffene spielen übermäßig oft und unkontrolliert. Das Spiel wird zum Zwang, dem man nicht widerstehen kann. Trotz negativer Konsequenzen wird immer wieder und immer mehr gespielt.
Das krankhafte und zwanghafte Glücksspiel gilt als psychische Erkrankung. Sie hat Folgen für das persönliche, soziale und berufliche Leben und auf das Umfeld der Erkrankten.
Das können Betroffene tun
- Holen Sie sich noch heute Hilfe!
- Nehmen Sie sich vor, nur einen gewissen Betrag zu setzen. Ist dieser verbraucht, hören Sie mit dem Spielen auf.
- Es gibt die Möglichkeit, sich selbst sperren zu lassen (Zutrittsverbot, Besuchsbeschränkungen, Verlustbeschränkungen). Hier finden Sie nähere Informationen. Meist ist diese Selbstsperre allerdings nicht ausreichend, um die Glücksspielsucht in den Griff zu bekommen.
Das können Angehörige tun
- Informieren Sie sich über die Risiken von Glücksspielen in seriösen Quellen.
- Verharmlosen und leugnen Sie das Glücksspiel-Problem nicht.
- Sprechen Sie offen Ihre eigenen Sorgen und Bedenken an und vermeiden Sie Vorwürfe.
- Akzeptieren Sie, dass Spielsucht eine behandelbare Krankheit ist.
- Sie tragen keine Schuld an der Glücksspielsucht ihrer*ihres Angehörigen und brauchen sich keine Vorwürfe zu machen.
- Schützen Sie die betroffene Person nicht vor den Konsequenzen des eigenen Verhaltens.
- Übernehmen Sie nicht die Verantwortung für negative Folgen.
- Verschaffen Sie sich einen Überblick über die finanzielle Situation des*der Betroffenen.
- Gewähren Sie keinen Zugriff auf Ihr eigenes Geld.
- Achten Sie auf Ihre eigenen Grenzen und kommunizieren Sie diese sehr klar.
- Teilen Sie Ihre Sorgen und Nöte mit Menschen, denen Sie vertrauen.
- Wenn die erkrankte Person bereit ist, etwas gegen die Spielsucht zu unternehmen, unterstützen Sie sie dabei. Suchen Sie Adressen von Beratungsstellen und gehen Sie bei Bedarf zum ersten Gespräch mit.
- Halten Sie auch bei einem Rückfall an vorher vereinbarten Regeln fest.
Bin ich spielsüchtig?
Die Fachstelle Glückspielsucht Steiermark bietet einen Online-Spielsucht-Test an.
Spielsucht: Richtig oder falsch?
Mythos 1: Nur wer jeden Tag Glücksspiele spielt, wird abhängig.
Das stimmt nicht. Häufiges Spielen kann zwar ein Hinweis für eine Spielsucht sein, aber auch gelegentliches Spielen kann zum Problem werden. Wichtig ist, ob das Spielverhalten unter Kontrolle ist oder ob finanzielle, psychische oder soziale Probleme entstehen oder bereits entstanden sind.
Mythos 2: Wenn man viel Geld hat, kann man nicht süchtig werden.
Das ist ein Irrtum. Eine Glücksspielsucht wird nicht allein durch finanzielle Schwierigkeiten verursacht. Ob jemand viel oder wenig Geld hat, ist kein aussagekräftiges Kriterium, ob man krank wird oder nicht.
Mythos 3: Bei Sportwetten ist das Risiko geringer, weil man mit speziellem Wissen Ergebnisse besser vorhersagen kann.
Falsch! Auch beim Sport entscheidet der Zufall. Sportwetten haben nach dem Automaten-Glücksspiel das zweithöchste Suchtpotenzial. Die Gefahr ist vielen selbst ernannten Sportexpertinnen und -experten oft nicht bewusst. „Sichere“ Quoten bringen wenig Gewinn.
Ärztliche Hilfe bei Spielsucht
- Ärztinnen- und Ärztesuche der Ärztekammer Steiermark
Für die Diagnose einer Spielsucht und die Abklärung von möglichen anderen Erkrankungen ist eine Untersuchung durch eine Ärztin oder einen Arzt nötig. In der Suche finden Sie Ärztinnen und Ärzte in der Steiermark.
Beratung für Menschen mit Problemen im Umgang mit Glücksspiel
- Fachstelle Glücksspielsucht Steiermark
Hier finden Sie Behandlungs- und Beratungseinrichtungen in der Steiermark.
- Information und Unterstützung zu Sportwetten
Sportwetten sind ein Glücksspiel, das zu Spielsucht führen kann. Hier finden Sie Unterstützung und Informationen.
- Spielerschutz und Hilfsangebote
Auf der Webseite des Bundesministeriums für Finanzen finden Sie Beratungs- und Hilfsangebote sowie Informationen zum Spielerschutz für jedes Bundesland.
- Suchthilfeeinrichtungen Steiermark
Einrichtungen der Suchthilfe bieten spezifische Hilfe, Beratung und Betreuung für suchtkranke Menschen. Hier finden Sie Hilfe für sich oder eine Angehörige oder einen Angehörigen.
- Suchthilfekompass Österreich
Hier finden Sie ambulante und stationäre Hilfseinrichtungen. Angebote zur Behandlung von digitalen Süchten, Glücksspiel- und Tabakabhängigkeit, sind über den Reiter „Themenverwandte Links“ zu finden.
- Spielsuchthilfe
Ambulante Behandlungseinrichtung zur Prävention, Beratung, Therapie und Betreuung für Glücksspielabhängige und Angehörige.
- Selbsthilfe Steiermark
Hier finden Sie Selbsthilfegruppen für Spielsucht.
- Genuggespielt Onlinekurs
Der anonyme Online-Kurs vom Institut für Suchtprävention der Sucht- und Drogenkoordination Wien soll Menschen helfen, die Probleme mit Glücksspiel haben.
Hilfe und Unterstützung für Angehörige
- Fachstelle Glücksspielsucht Steiermark
Angehörige von Menschen mit Glücksspielsucht sind ebenfalls durch finanzielle Probleme sowie Schwierigkeiten in der Beziehung belastet. Hier finden Sie als Angehörige Hilfe und Kontaktadressen, um diese schwierige Situation besser zu bewältigen.
Finanzielle Beratung
- Schuldnerberatung Steiermark GmbH
Die Existenzsicherungsberatung bietet eine langfristige Entlastung und Unterstützung an. Das Angebot kann auch von Angehörigen in Anspruch genommen werden. Telefon-Nummer: 0316/37 25 07.
- Beratungsstelle zur Existenzsicherung (Caritas)
Kostenlose und diskrete Beratung und Unterstützung für Menschen in finanzieller und sozialer Not. Vorab ist eine Terminvereinbarung nötig. Termine können online oder telefonisch vereinbart werden. Auf der Webseite finden Sie Beratungsstellen in der Steiermark Ihrer Nähe. Für allgemeine Fragen erreichen Sie die Beratungsstelle unter der Telefon-Nummer 0316 8015 300 bzw. [email protected].
Es gibt wenig Forschung zum Thema Spielsucht. Die „Erste Österreichische Studie zur Prävention der Glückspielsucht“ wurde von 2009 bis 2011 durchgeführt. Befragt wurden Bevölkerung, Expert*innen, Spieler*innen sowie das Personal von Glücksspielanbietern.
Bei psychischen Erkrankungen leidet auch das Umfeld der Betroffenen. Angehörige möchten helfen, fühlen sich aber oft hilflos. Das öffentliche Gesundheitsportal Österreichs informiert, was Sie als angehörige Person tun können und wo Sie selbst Unterstützung finden.
Unter "Co-Abhängigkeit" versteht man ein Verhalten, das ungewollt die Sucht des Betroffenen fördert oder verstärkt. Hier finden Sie Rat und Hilfe sowie Empfehlungen, wie Sie sich hilfreich verhalten können.
Redaktion: Bianca Heppner, MPH (Master in Public Health) und Anja Mandl, BA MA (Bachelor und Master in Gesundheitsmanagement)
Expert*innen (Podcast): Dr.in Monika Lierzer, Fachstelle Glücksspielsucht Steiermark
Ärztliches Review: Dr.in Eva Wolfbauer
Bei der Erstellung dieser Gesundheitsinformation lagen keine Interessenskonflikte der Autor*innen vor.
Die Gefahr, dass Interessen der Expert*innen, die Inhalte beeinflussen, wird verringert, indem Interessenkonflikte strategisch abgefragt und bei Bestehen veröffentlicht werden. Informationen zur Strategie im Umgang mit Interessenskonflikten finden Sie im Methodenpapier.
Quellen:
Fachstelle für Glücksspielsucht:
Fachstelle Glücksspielsucht Steiermark, https://www.fachstelle-gluecksspielsucht.at/
Glücksspielsucht:
GESUNDheit.gv.at – Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs, 2022, https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/sucht/gluecksspielsucht.html
Pathologisches Glücksspiel:
Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, 2020, Spielsucht (sozialministerium.at)
Spielsucht:
Anton Proksch Institut, https://www.api.or.at/sucht-abhaengigkeit/spielsucht/
Spielsucht:
Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, 2020, https://www.sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Drogen-und-Sucht/Ver…