Alkohol Wann wird die Gewohnheit zur Sucht?
Wir trinken in Österreich gerne Bier, Wein und Schnaps. Wir sind es gewöhnt, bei Feiern, am Abend, mit Freundinnen und Freunden und zum Entspannen ein Glas oder mehr zu trinken. Der Weg vom normalen Konsum hin zur Sucht ist schleichend. Betroffene merken oft gar nicht, dass sie nicht mehr ohne Alkohol können.
In diesem Beitrag beantworten wir häufige Fragen zum Thema Alkohol. Sie als gesunde erwachsene Person erfahren, was Sie selbst tun können, um weniger Alkohol zu trinken. Wir klären über Vorteile und Nachteile von Alkohol auf und besprechen die Mythen. Außerdem erfahren Sie, wo Sie Rat und Hilfe sowie weitere Informationen finden. Mit diesen Informationen können Sie sich selbst ein Bild machen, bevor Sie eine Entscheidung für Ihre Gesundheit treffen!
- Regelmäßiges Trinken kann ein Einstieg in die Alkohol-Abhängigkeit sein.
- Rund eine Million Menschen in Österreich trinken in gesundheitsgefährdendem Ausmaß.
- Männer sind mehr als doppelt so oft betroffen wie Frauen.
- Österreich zählt im internationalen Vergleich zu den Ländern mit dem höchsten Alkoholkonsum.
QUIZ: Testen Sie Ihr Gesundheitswissen!
Die schlechte Nachricht vorweg: Alkohol hat keine Vorteile für die Gesundheit. Oft heißt es, dass ein Glas Rotwein gut für das Herz ist. Doch genau dieses Glas ist schlecht für die Leber. Je mehr Alkohol Sie trinken, umso schädlicher ist er für Ihre Gesundheit und für Ihr Miteinander!
Für gesunde Erwachsene wird eine maximale Trinkmenge Alkohol pro Tag empfohlen, die nur wenig oder keine Auswirkung auf die Gesundheit erwarten lässt. Als gesunder Mann kann man 0,6 Liter Bier oder 0,3 Liter Wein trinken. Als gesunde Frau sind 0,4 Liter Bier bzw. 0,2 Liter Wein okay.
Das ist nur eine grobe Orientierung. Natürlich hängt die Menge von Ihrer Muskelmasse und Ihrem Alter ab. Je mehr Muskeln ein Mensch hat, desto mehr Körperflüssigkeit hat er und desto „trinkfester“ ist er. Mit zunehmendem Alter nimmt der Flüssigkeitsgehalt im Körper ab. Der Alkohol wird weniger „verdünnt“. Das führt zu mehr negativen Auswirkungen.
Zum Beispiel: Eine sehr große, muskulöse Frau verträgt mehr Alkohol als ein kleiner, schmächtiger Mann.
5 Tipps für einen verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol
- Überreden Sie niemanden, Alkohol zu trinken!
Wenn jemand weniger trinken möchte, ist es schwierig und nervig immer abzulehnen.
- Trinken Sie zumindest an zwei Tagen in der Woche keinen Alkohol!
Mehr Pausen sind gut für Ihren Körper und für das Miteinander.
- Kein Alkohol für Kinderhände!
Nehmen Sie den Jugendschutz ernst. Geben Sie unter 16-Jährigen keinen Alkohol.
- Stoßen Sie auch mit alkoholfreien Getränken an!
Nicht der Inhalt des Getränkes ist wichtig, sondern die Person, mit der Sie anprosten!
- Wenn Sie durstig sind, trinken Sie alkoholfreie oder verdünnte Getränke!
Hier gibt es die besten alkoholfreien Rezepte.
So können Sie Ihren Alkohol-Konsum kontrollieren
- Ändern Sie Ihre Gewohnheiten und vermeiden Sie Situationen, in denen Sie üblicherweise Alkohol trinken.
- Trinken Sie nie vor 17 Uhr und legen Sie sich keinen Alkohol-Vorrat zu Hause an.
- Damit keine Gewohnheit entsteht, sollten Sie an zwei Tagen in der Woche keinen Alkohol trinken!
- Gestalten Sie Ihre Freizeit mit Freunden, die wenig trinken. Suchen Sie sich Hobbys, die Sie ablenken.
- Ein Trink-Tagebuch hilft Ihnen dabei, einen Überblick zu bekommen, wie viel Sie trinken. Notieren Sie online oder auf Papier, was Sie getrunken haben. Gute Trink-Tagebücher bekommen Sie bei der Dialogwoche Alkohol oder bei Kenn dein Limit.
Vorteile von Alkohol
Alkohol hebt zwar kurzzeitig die Stimmung und entspannt, doch Alkohol bringt keine gesundheitlichen Vorteile. Je mehr man trinkt, desto schädlicher ist es.
Nachteile von Alkohol
Diese Schäden und Krankheiten riskieren Sie, wenn Sie Alkohol zu oft oder in zu großen Mengen konsumieren:
- Leber-Erkrankungen
- Abnahme der Gedächtnisleistung und der Konzentration
- Krebs-Erkrankungen (Leber, Mundhöhle, Rachenraum, Speiseröhre, Enddarm und Brustdrüse)
- Bluthochdruck und Herzmuskel-Erkrankungen
- Persönlichkeitsveränderungen: Unzuverlässigkeit, Reizbarkeit, Unruhe, Ängste, Depressionen
- Impotenz und sexuelle Probleme (bei Mann und Frau)
- Entzündungen der Magenschleimhaut
- Übergewicht
Alkohol-Mythen
Es gibt viele Fehlinformationen zum Thema Alkohol. Ist ein Glas Rotwein gut für die Gesundheit? Regt Schnaps die Verdauung an? Welche Mythen gibt es und steckt ein Körnchen Wahrheit dahinter?
Mythos 1: Ein Glas Wein am Tag ist gesund.
Das stimmt nicht. Täglicher Alkoholkonsum ist mit gefährlichen Risiken verbunden. Deshalb sollten Sie an mindestens zwei Tagen in der Woche komplett auf Alkohol verzichten. Frauen sollten zum Beispiel nicht mehr als 0,2 Liter Wein und Männer nicht mehr als 0,3 Liter Wein am Tag trinken.
Mythos 2: Schnaps regt die Verdauung an.
Falsch! Ein Verdauungs-Schnaps wird in Österreich sehr oft angeboten. Zu einer gesunden Verdauung trägt der Schnaps aber nicht bei. Höhere Mengen an Alkohol verlangsamen die Entleerung des Magens, anstatt sie zu fördern.
Mythos 3: „Bier auf Wein, lass es sein – Wein auf Bier, das rat ich dir“
Bestimmt die Reihenfolge der Getränke den Kater? Die Antwort lautet: Nein! Man vermutet, dass sich der Ursprung dieses Mythos geschichtlich erklären lässt: Früher konnten sich arme Menschen nur Bier leisten. Wer aber gesellschaftlich aufstieg, konnte sich unter Umständen auch Wein gönnen. Wein auf Bier war also erstrebenswert. Umgekehrt eher nicht.
Beratungsstellen bei Alkohol-Problemen und Sucht
Manchmal ist es schwierig, aufzuhören oder weniger zu trinken. Leichter geht es mit Unterstützung. In Österreich gibt es mehrere Möglichkeiten:
- Erste*r Ansprechpartner*in sollte der eigene Hausarzt oder die Hausärztin sein. Besprechen Sie das Vorhaben, weniger trinken zu wollen, mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin und hören Sie auf Ratschläge.
- Alkcoach.at ist ein kostenfreies Online-Programm der Sucht- und Drogenkoordination Wien. Es unterstützt und begleitet Sie beim weniger Trinken.
- Im Österreichische Suchthilfekompass finden Sie alle ambulanten und stationären Einrichtungen in Österreich.
- Hier finden Sie alle Beratungsstellen in der Steiermark.
Hier finden Sie Gute Gesundheitsinformationen zum Thema Alkohol und acht Fakten, die Sie überraschen könnten.
Das unabhängige Informationsportal ist ein Angebot der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.
Mit dem kostenlosen Selbsttest können Sie prüfen, ob Ihr Alkoholkonsum schon problematisch ist.
Auf der Webseite finden Sie viele Informationen und Tipps für einen bewussten Umgang mit Alkohol, zum Beispiel Rezepte für köstliche alkoholfreie Cocktails.
In Österreich wird alle zwei Jahre im Frühjahr intensiv über Alkohol gesprochen: „Wie viel ist zu viel?“ Unterschiedliche Organisationen bieten Informationen und Aktionen zum Thema Alkohol an.
Unter dem Motto „Die Steiermark bleibt trocken“ wird im Jänner einen Monat lang auf Alkohol verzichtet. Damit wird das Bewusstsein für den eigenen Umgang mit Alkohol geschärft. Die positiven Effekte eines mehrwöchigen Verzichts zahlen sich aus.
Die psychosozialen Zentren bieten Suchtberatung in anderen Sprachen an: Arabisch, Englisch, Farsi, Kroatisch, Russisch, Serbisch, Türkisch. Bei Bedarf kann zur Beratung ein*e Videodolmetscher*in anwesend sein.
Redaktion:
Bianca Heppner, MPH (Master in Public Health) und
Anja Mandl, BA MA (Bachelor und Master in Gesundheitsmanagement);
Expertin (Podcast): Bianca Heppner, MPH von der Initiative "Weniger Alkohol, mehr vom Leben"
Ärztliches Review: Dr.in Eva Wolfbauer
Bei der Erstellung dieser Gesundheitsinformation lagen keine Interessenskonflikte der Autor*innen vor.
Die Gefahr, dass Interessen der Expert*innen, die Inhalte beeinflussen, wird verringert, indem Interessenkonflikte strategisch abgefragt und bei Bestehen veröffentlicht werden. Informationen zur Strategie im Umgang mit Interessenskonflikten finden Sie im Methodenpapier.
Quellen:
[1] Alkohol? Kenn dein Limit:
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), https://www.kenn-dein-limit.de/alkoholkonsum
[2] Folgen von Alkoholkonsum:
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), https://www.kenn-dein-limit.de/alkoholkonsum/folgen-von-alkohol/
[3] Weniger Alkohol – Mehr vom Leben:
Gesundheitsfonds Steiermark, https://www.mehr-vom-leben.jetzt/
[4] Was ist an gängigen Mythen über Alkohol dran?
Stiftung Gesundheitswissen, https://www.stiftung-gesundheitswissen.de/presse/was-ist-gaengigen-myth…
[5] Alkohol und Schwangerschaft - ein unvereinbares Duo. Gesundheitsfonds Steiermark, https://www.mehr-vom-leben.jetzt/alkohol-und-schwangerschaft-ein-unvere…