Früherkennung Welchen Nutzen haben Vorsorgeuntersuchungen?
Wann gehen Sie zum Arzt oder zur Ärztin? Normalerweise wenn Sie krank sind oder ein gesundheitliches Problem haben, oder? Für eine Vorsorgeuntersuchung geht man als gesunde Person zur Ärztin oder zum Arzt und wird untersucht, obwohl man keine Beschwerden hat. Aber ist das wirklich sinnvoll? Können mit diesen Untersuchungen Krankheiten immer rechtzeitig erkannt werden und gibt es vielleicht sogar Nachteile?
In diesem Beitrag werden häufige Fragen zum Thema Früherkennungs-Untersuchung beantwortet. Sie erfahren, welche Krankheiten frühzeitig erkannt werden können. Wir klären über Vorteile und Nachteile sowie Mythen auf und Sie erfahren, wo Sie weitere Informationen finden.
- Früherkennungs-Untersuchungen werden auch „Vorsorgeuntersuchung“ oder „Screening“ genannt.
- Vorsorgeuntersuchungen sind für gesunde Personen, die keine Beschwerden haben.
- Sie haben das Ziel eine Krankheit möglichst früh zu entdecken, um sie besser behandeln oder eventuell sogar heilen zu können.
- Die Untersuchungen haben auch das Ziel, Risikofaktoren für Krankheiten zu erfassen, zum Beispiel Rauchen.
- Dabei kann es zu sogenannten „Überdiagnosen“ kommen. Das bedeutet, dass sich die Erkrankung ohne eine Untersuchung nie bemerkbar gemacht hätte.
- Der Nutzen von Früherkennungs-Untersuchungen wird in Studien nachgewiesen. Bei wenigen überwiegen die Vorteile gegenüber den Nachteilen.
- Informieren Sie sich über die Vorteile und die Nachteile von Untersuchungen!
- Vorsorgeuntersuchungen bieten keine 100%ige Sicherheit. Sie können aber Risiken senken.
- Manche Untersuchungen sind kostenlos.
Die bekannteste Früherkennungs-Untersuchung ist die Vorsorgeuntersuchung, auch bekannt als "Gesunden-Untersuchung“. Diese Untersuchung gliedert sich meist in eine Basis-Untersuchung und weitere Zusatz-Untersuchungen.
Beim ersten Termin stellt die Ärztin oder der Arzt Ihnen Fragen zu Ihrem Gesundheitszustand. Es gibt eine Untersuchung des Körpers und eine Untersuchung von Harn und Blut.
Je nach Geschlecht und Alter kann es zusätzliche Untersuchungen geben. Das sind zum Beispiel eine Untersuchung des Stuhls als Darmkrebs-Vorsorge, eine Hör-Untersuchung oder eine frauenärztliche Untersuchung.
Die Ergebnisse der Untersuchungen werden bei einem zweiten Termin ausführlich mit der Ärztin oder dem Arzt besprochen.
So können Sie für Ihre Gesundheit vorsorgen
- Lassen Sie sich immer von Ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt über die Vorteile und die Nachteile einer Früherkennungs-Untersuchung beraten.
- Tasten Sie als Frau regelmäßig Ihre Brüste ab, am besten nach dem Ende der Regel-Blutung! Damit können Sie selbst auch frühzeitig Veränderungen erkennen.
- Tasten Sie als Mann regelmäßig Ihre Hoden ab! Veränderungen können dadurch früher erkannt werden.
- Rauchen Sie nicht! Machen Sie Bewegung im Alltag, zum Beispiel Spazierengehen. Ernähren Sie sich gesund.
Vorteile von Vorsorgeuntersuchungen
- Das Gespräch mit der Ärztin oder dem Arzt im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung kann zu einem gesünderen Verhalten motivieren.
- Risikofaktoren für die Gesundheit, wie zum Beispiel Rauchen, werden erkannt und besprochen.
- Wird eine Krankheit frühzeitig erkannt, sind die Heilungschancen und Behandlungs-Möglichkeiten manchmal besser.
Zum Beispiel: Wird Brustkrebs früh erkannt, kann die Chance auf eine Heilung steigen. - Mit einer Früherkennungs-Untersuchung können bestimmte Krankheiten verhindert werden. Man spricht von Vorsorge.
Zum Beispiel: Mit der Früherkennung von Darmkrebs oder Gebärmutterhalskrebs in bestimmten zeitlichen Abständen können Vorstufen von Krebs erkannt und Krebs verhindert werden.
Der Nutzen von Früherkennungs-Untersuchungen wird in Studien nachgewiesen. Bei wenigen überwiegen die Vorteile gegenüber den Nachteilen.
Nachteile von Vorsorgeuntersuchungen
- Jede Vorsorgeuntersuchung kann Nebenwirkungen haben oder es kann zu Komplikationen kommen.
Zum Beispiel Verletzungen. - Es kann zu sogenannten "Überdiagnosen" kommen. Das bedeutet, dass sich die Erkrankung ohne eine Untersuchung nie bemerkbar gemacht hätte.
- Früherkennungs-Untersuchungen können auch falsche Befunde liefern. So ein „falscher Alarm“ kann seelisch sehr belastend sein.
Zum Beispiel: Sie können eine Krebsdiagnose bekommen, obwohl Sie eigentlich gesund sind. - Eine Früherkennung bedeutet nicht automatisch, dass man länger und gesünder lebt.
Früherkennung und Vorsorge: Was stimmt wirklich?
Mythos 1: Durch eine Vorsorgeuntersuchung kann ich mein Leben verlängern.
Dieser Mythos ist leider falsch! Eine Früherkennung bedeutet nicht automatisch, dass man länger oder gesünder lebt. Der erhoffte Effekt eines längeren Lebens tritt durch die Vorsorgeuntersuchung nicht ein. Der aktuelle Stand des Wissens schließt aber nicht aus, dass manche Personen durch das Gespräch mit der Ärztin oder dem Arzt dazu motiviert werden Gewohnheiten aufzugeben, die schlecht für die Gesundheit sind. Zum Beispiel: Wer aufhört zu Rauchen tut der Gesundheit etwas Gutes. Mehr Infos können Sie hier nachlesen.
Mythos 2: Je öfter ich eine Früherkennungs-Untersuchung mache, umso besser ist das für mich.
Alle Früherkennungs-Untersuchungen haben Vorteile und Nachteile. Viele dieser Nachteile entstehen dadurch, dass Untersuchungen öfter durchgeführt werden, als es in Studien empfohlen wird. Das heißt: Durch zu häufig durchgeführte Untersuchungen steigt die Wahrscheinlichkeit für Überdiagnosen. Zum Beispiel ein falscher Krebsverdacht.
- Das Angebot einer Früherkennungs-Untersuchung sollten Sie immer mit Ihrer Ärztin oder ihrem Arzt besprechen. Wenden Sie sich am besten an Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin!
- Mithilfe der Ärztinnen- und Ärztesuche der Ärztekammer Steiermark können Sie eine*n Ärztin*Arzt in Ihrer Nähe finden.
Häufig heißt es, „Nützt‘s nix, schadet‘s nix“. Allerdings ist nicht alles, was medizinisch gemacht werden kann, auch sinnvoll. Denn Medikamente, Operationen und Tests können auch unerwünschte Folgen haben. Um ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass mehr Medizin nicht immer besser ist, wurde die Informationskampagne „Gemeinsam gut entscheiden – Choosing Wisely Austria“ ins Leben gerufen. Gemeinsam gut entscheiden veröffentlicht Empfehlungen über verschiedene Behandlungen und Tests.
Der Gesundheits-Check ist eine kostenlose Früherkennungs-Untersuchung und soll helfen, Gesundheitsrisiken und Krankheiten früh zu erkennen. Häufige Fragen zu diesem Thema beantwortet die Österreichische Gesundheitskasse.
Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen informiert darüber was "Überdiagnosen" sind, wie es dazu kommt und welche Folgen sie haben können.
Redaktion: Bianca Heppner, MPH (Master in Public Health) oder
Anja Mandl, BA MA (Bachelor und Master in Gesundheitsmanagement)
Expert*innen (Podcast): Univ.-Prof. Dr. Gerald Gartlehner, MPH, Universität für Weiterbildung Krems, Department für Evidenzbasierte Medizin und Evaluation
Ärztl. Review: Dr.in Eva Wolfbauer
Bei der Erstellung dieser Gesundheitsinformation lagen keine Interessenskonflikte der Autor*innen vor.
Die Gefahr, dass Interessen der Expert*innen, die Inhalte beeinflussen, wird verringert, indem Interessenkonflikte strategisch abgefragt und bei Bestehen veröffentlicht werden. Informationen zur Strategie im Umgang mit Interessenskonflikten finden Sie im Methodenpapier.
Quellen:
Kein längeres Leben durch Gesundenuntersuchung:
Bernd Kerschner, Medizin-Transparent.at, https://www.medizin-transparent.at/gesundenuntersuchung/
Vorsorgeuntersuchung:
GESUNDheit.gv.at – Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs,
https://www.gesundheit.gv.at/leben/gesundheitsvorsorge/vorsorgeuntersuc…
https://www.gesundheit.gv.at/leben/gesundheitsvorsorge/vorsorgeuntersuc…
Vor- und Nachteile von Früherkennungsuntersuchungen:
gesundheitsinformation.de, Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen ( IQWiG),
https://www.gesundheitsinformation.de/vor-und-nachteile-von-frueherkenn…