Demenz Wann wird Vergesslichkeit zum Problem?
Demenz ist eine Erkrankung die oft mit Vergesslichkeit in Verbindung gebracht wird. Doch die Krankheit äußert sich in vielfältiger Weise. In Österreich leben laut Schätzungen zwischen 115.000 bis 130.000 Menschen mit einer Form von Demenz. Bis zum Jahr 2050 soll sich die Anzahl an Demenz-Erkrankten verdoppeln, weil der Anteil an älteren Menschen in unserer Gesellschaft zunimmt.
In diesem Beitrag werden häufige Fragen zum Thema Demenz beantwortet. Sie erfahren, was Sie selbst tun können, um als betroffene oder angehörige Person mit der Erkrankung umzugehen. Wir klären über Mythen auf und Sie erfahren, wo Sie Rat und Hilfe und weitere Informationen finden.
- Eine Demenz ist eine chronische und langsam fortschreitende Erkrankung des Gehirns, die nicht heilbar ist.
- Bei einer Demenz kommt es zu einer Veränderung des Gehirns und unterschiedliche Fähigkeiten nehmen ab. Wie zum Beispiel das Denken und die Orientierung.
- Es gibt unterschiedliche Formen von Demenz.
- Die Alzheimer-Demenz ist die häufigste Form. Sie tritt bei etwa zwei Dritteln der Betroffenen auf.
- Eine Alzheimer-Demenz beginnt meist erst nach dem 65. Lebensjahr.
- Die Ursachen für Demenz-Erkrankungen sind noch nicht geklärt. Es gibt aber Risikofaktoren wie zum Beispiel Übergewicht oder Diabetes.
- Je früher eine Demenz festgestellt wird, desto besser sind die Behandlungs-Möglichkeiten.
- Nicht jedes Vergessen ist eine Demenz. Vergesslichkeit kann verschiedene Ursachen haben.
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Bei einer Demenz kommt es zu einer Veränderung des Gehirns. Es handelt sich um eine chronische und fortschreitende Erkrankung des Gehirns. Durch die Veränderungen nehmen unterschiedliche Fähigkeiten des Gehirns ab. Dazu zählen zum Beispiel das Denken, die Orientierung und die Lernfähigkeit. Betroffene haben beispielsweise Schwierigkeiten, sich räumlich und zeitlich zu orientieren. Die selbstständige Bewältigung des Alltags ist eine Herausforderung. Es gibt unterschiedliche Formen von Demenz. Diese Formen unterscheiden sich anhand der Symptome, des Verlaufs und der Behandlungs-Möglichkeiten.
Demenzkranke benötigen eine langfristige Behandlung und die Begleitung von Angehörigen, um die Lebensqualität zu fördern und die Selbstständigkeit möglichst lange zu erhalten.
Was kann ich als erkrankte Person tun?
- Wenden Sie sich bei Unsicherheiten oder einem Verdacht auf Demenz zuerst an Ihre Hausärztin oder Ihren Hausarzt. Sie oder er kann eine erste Diagnose erstellen und sie an eine Fachärztin oder einen Facharzt für weitere Untersuchungen vermitteln.
- Fördern Sie Ihre geistige Aktivität. Stellen Sie Ihr Gehirn vor neue Herausforderungen. Probieren Sie zum Beispiel gewohnte Alltags-Aktivitäten mit der für Sie ungewohnten Hand zu bewältigen.
- Bleiben Sie in Gesellschaft und pflegen Sie soziale Kontakte mit Angehörigen oder Freunden. Damit fördern Sie Ihr Sprachvermögen, Ihr Gedächtnis sowie Ihre Wahrnehmung und Konzentration.
- Sie können auch Erfahrungsberichte über Demenz lesen. Dadurch bekommen Sie Einblicke, wie andere Betroffene und Angehörige mit der Krankheit umgehen.
Was kann ich als Angehörige oder Angehöriger tun?
- Achten Sie auf sich selbst! Vergessen Sie nicht, Ihre sozialen Kontakte zu pflegen und gönnen Sie sich regelmäßig Auszeiten.
- Planen Sie Zeit für sich selbst ein und unternehmen Sie Dinge, die Ihnen persönlich gut tun.
- Holen Sie sich Unterstützung! Sie müssen nicht alles alleine bewältigen. Nähere Informationen zu Unterstützungsangeboten finden Sie unter "Rat & Hilfe" weiter unten.
- Sprechen Sie offen über Ihre Sorgen und Bedürfnisse. Vielleicht besuchen Sie einmal eine Gesprächsrunde mit Gleichgesinnten? Selbsthilfe- und Angehörigengruppen für Demenzkranke gibt es in ganz Österreich.
- Hier finden Sie weitere Tipps zur Entlastung.
Ingrid Ferstl, die Demenz-Expertin der Diakonie Österreich, gibt Einblicke in die ersten Schritte nach der Diagnose und worauf Betroffene und Angehörige achten sollen.
Demenz: Was stimmt und was nicht?
Auch beim Thema Demenz kursieren viele Mythen. Wir klären auf was Tatsachen sind, und was nur Behauptungen:
Mythos 1: Demenz kann man vorbeugen.
Bisher gibt es nur wenig wissenschaftliche Beweise für eine wirksame Vorbeugung. Hilfreich kann eine gesunde Lebensweise sein, regelmäßige Bewegung und soziale Kontakte. Fördern Sie auch Ihre geistigen Tätigkeiten. Vermeiden Sie Risikofaktoren wie Rauchen oder starkes Übergewicht.
Mythos 2: Jedes Vergessen ist eine Demenz.
Das stimmt nicht! Beschwerden wie Vergesslichkeit, Verhaltens-Änderungen und Orientierungs-Probleme können verschiedene Ursachen haben. Stellen Sie deshalb keine voreilige Selbst-Diagnose und klären Sie Ihre Beschwerden bei Ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt ab. Vergesslichkeit kann beispielsweise auch durch einen Flüssigkeits- oder Vitamin-Mangel ausgelöst werden.
Mythos 3: Nahrungsmittel und Nahrungs-Ergänzungsmittel mit Spermidin schützen vor Demenz.
Dafür gibt es keine Beweise! In Tierversuchen mit Fruchtfliegen und Mäusen wurde herausgefunden, dass der Stoff Spermidin ihre Körperzellen dazu bringt, sich selbst zu reinigen und Ablagerungen beseitigt. Weil Ablagerungen in den Nervenzellen des Gehirns auch eine Rolle bei der Entstehung einer Alzheimer-Demenz spielen, könnte man schlussfolgern dass Spermidin Menschen vor einer Erkrankung schützt. Dafür fehlen aber wissenschaftliche Belege. Gefunden wurde nur eine einzige Studie, an der Demenz-Patientinnen und -Patienten teilgenommen haben. Die Ergebnisse dieser Studie sind aber wenig eindeutig. Nähere Informationen können Sie hier nachlesen.
Ärztliche Hilfe bei Demenz
Ihre erste Ansprechstelle beim Verdacht auf eine Demenz ist Ihre Hausärztin oder Ihr Hausarzt.
Für Diagnose und Behandlung finden Sie Fachärztinnen und Fachärzte für Neurologie in Ihrer Nähe über die Ärztinnen- und Ärztesuche der Ärztekammer Steiermark.
Für Begleiterscheinungen bei Demenz-Erkrankungen, wie Depressionen oder aggressives Verhalten kann es ratsam sein, eine Fachärztin oder einen Facharzt für Psychotherapie und Psychotherapeutische Medizin aufzusuchen. Ordinationen in Ihrer Nähe finden Sie über die Ärztinnen- und Ärztesuche der Ärztekammer Steiermark.
Gedächtnisambulanzen sind auf die Diagnose und Behandlung von Demenz-Erkrankungen spezialisiert sind. Eine Zuweisung durch eine Fachärztin oder einen Facharzt für Neurologie oder Psychiatrie wird empfohlen.
Krankenhaus der Elisabethinen, Gedächtnisambulanz
Standort Eggenberg
Bergstraße 27, 8020 Graz
Telefon: (0) 316 / 7063 2450
Zur Webseite
Landeskrankenhaus Graz, Universitätsklinik für Neurologie, Ambulanz für Gedächtnisstörungen
Auenbruggerplatz 22, 8036 Graz
Telefon: (0) 316 / 385 - 12981 oder 13404
Zur Webseite
Hilfe und Unterstützung für Angehörige
- Netzwerk Demenz Steiermark
Das Netzwerk hat das Ziel, die Lebensqualität von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen zu verbessern und Schnittstellen im Gesundheitssystem zu fördern. Das Netzwerk verbindet Bedürfnisse und Perspektiven von betroffenen Familien mit dem Versorgungsbereich.
- DEMENZ UND ICH: Handbuch und Online-Schulung
MeinMed.at hat in Kooperation mit der MAS Alzheimerhilfe ein Handbuch und eine Online-Schulung entwickelt, die betreuenden Angehörigen konkrete Hilfe bietet. Informationen zu Krankheitsbild, Diagnose und Verlauf sorgen für ein besseres Verständnis dem erkrankten Angehörigen gegenüber und Sie erhalten viele Tipps für den Alltag.
- Online-Ratgeber der Diakonie
Der Online-Ratgeber bietet Ihnen Informationen zu verschiedenen Themen wie Alltags-Gestaltung und die Kommunikation mit Demenzkranken. Sie können sich auch zu einem kostenlosen Newsletter anmelden, um über aktuelle Tätigkeiten und Angebote informiert zu bleiben.
- MAS Alzheimerhilfe
Der gemeinnützige Verein ist österreichweit Ihre konkrete Anlaufstelle für alle Fragen zu Demenz und Alzheimer.
- Wegweiser in Graz
Der Wegweiser für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen in Graz verhilft Ihnen Schritt für Schritt zu einem guten Umgang mit der Krankheit. Sie können den Wegweiser auch als Broschüre kostenlos bestellen unter [email protected] oder telefonisch unter 0316 872 2070.
- Online-Beratung bei selbsthilfe.at
Die Selbsthilfe-Organisationen helfen Ihnen bei Problemen und Fragen zum Thema Demenz. Sie können das Angebot kostenlos und anonym in Anspruch nehmen. Expertinnen und Experten beantworten Ihre Fragen, die Sie einfach über die Online-Anfrage stellen können.
Beratung und Unterstützung für die Pflege von Demenzkranken
- Betreuungs-Einrichtungen in der Steiermark
Der Gesundheitsfonds Steiermark bietet eine Übersicht von Betreuungs-Einrichtungen. Diese bieten professionelle Hilfe bei der häuslichen Betreuung und im täglichen Leben sowie auch stationäre Versorgung von Demenz-Erkrankten.
- Betroffene zu Hause betreuen
Die Broschüre der Caritas bietet Familienangehörigen und anderen Betreuungspersonen wertvolle Informationen, Tipps und Hilfestellungen im Umgang mit demenzkranken Menschen.
- Pflegedrehscheibe Steiermark
Die Pflegedrehscheibe ist eine zentrale Anlauf- und Servicestelle für pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen. Hier werden Fragen zu Pflege und Betreuung geklärt. Nähere Informationen zu den Kontaktstellen in der Steiermark finden Sie hier.
- Infoservice vom Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz
Das Infoservice bietet Ihnen Informationen über Einrichtungen, Organisationen, Vereine und Selbsthilfegruppen. Sie können nach individuellen Suchbegriffen wie "Demenz" suchen. Die Filter-Option hilft Ihnen dabei, Angebote in Ihrer Region zu finden.
- SOPHA Graz
SOPHA bietet soziale, seelische und ärztliche Betreuung von über 65 jährigen Personen mit psychischen Problemen. Das Angebot ist freiwillig und vertraulich. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommen zu Betroffenen nach Hause und arbeiten mit Ärzt*innen, Ämtern, mobilen Diensten und sozialen Einrichtungen zusammen.
Selbsthilfe- und Angehörigengruppen
- Gesprächsrunden für Angehörige
Die steierische Alzheimerhilfe SALZ bietet Gesprächsrunden für Angehörige in verschiedensten steirischen Bezirken an. Des Weiteren gibt es Wissens-Inputs und Vorträge, einen Newsletter sowie eine WhatsApp Gruppe.
- Alzheimer Austria
Auf der Webseite finden Sie Beratungsstellen, Selbsthilfe- und Angehörigengruppen in ganz Österreich.
Finanzielle Hilfe und Rechte
- Finanzielle Unterstützung für Betroffene
Finanziell und sozial benachteiligte Menschen können sich die nötige Unterstützung und Beratung bei einer Demenz-Erkrankung oft nicht leisten. In solchen Fällen unterstützt die Volkshilfe mit dem Fonds Demenzhilfe Österreich.
- Erwachsenenvertretung
VertretungsNetz ist ein gesetzlich anerkannter Verein, der sich für den Schutz der Grundrechte von Menschen mit psychischer Erkrankung oder intellektueller Beeinträchtigung einsetzt.
EVI steht für “Evidenzbasierte Gesundheitsinformationen“, also qualitativ hochwertige Gesundheitsinformationen, die überprüft, wissenschaftlich fundiert und leicht verständlich sind. In vielen Hausarztpraxen in der Steiermark finden Sie die sogenannte EVI-Box mit Informationen zu verschiedenen Gesundheitsthemen.
Darin finden Sie auch folgende Unterlage zum Thema Demenz.
Das Hilfswerk Österreich stellt Informationen für Angehörige von Betroffenen und für Interessierte zu den Themen Demenz, Vergesslichkeit und altersbedingten Veränderungen der Gedächtnisleistung zur Verfügung. Sie lernen, welchen Einfluss die Erkrankung Demenz auf das Erleben des Alltags und der Umwelt für die Patientinnen und Patienten hat. Zusätzlich erhalten Sie Ratschläge in Form von Praxis-Tipps und Videos für den Umgang mit speziellen Herausforderungen im Alltag.
Die MAS Alzheimerhilfe bietet eine umfangreiche Fragen-Sammlung zu Demenz und Alzheimer. Des Weiteren gibt es Buch-Tipps.
Die Alzheimerhilfe MAS hat ein Informationsblatt mit Tipps erstellt, wie Sie Ihrem Kind die Krankheit erklären können und auf was Sie achten dabei sollten.
Das DIN A3-Plakat der Deutschen Alzheimergesellschaft können Sie kostenlos bestellen.
- Das Heft "Was ist eine Demenz?" vom Deutschen Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend bietet Informationen in Leichter Sprache.
Redaktion: Bianca Heppner, MPH (Master in Public Health) oder Anja Mandl, BA MA (Bachelor und Master in Gesundheitsmanagement)
Expert*innen (Podcast): Mag.a Caudia Knopper
Ärztliches Review: Dr.in Eva Wolfbauer
Bei der Erstellung dieser Gesundheitsinformation lagen keine Interessenskonflikte der Autor*innen vor.
Die Gefahr, dass Interessen der Expert*innen, die Inhalte beeinflussen, wird verringert, indem Interessenkonflikte strategisch abgefragt und bei Bestehen veröffentlicht werden. Informationen zur Strategie im Umgang mit Interessenskonflikten finden Sie im Methodenpapier.
Quellen:
Alzheimer:
Claudia Richter, MeinMed.at, Alzheimer » Häufigkeit in Österreich, Ursachen & Symptome | MeinMed.at
Alzheimer-Demenz:
gesundheitsinformation.de, Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), https://www.gesundheitsinformation.de/alzheimer-demenz.html
Demenz:
Barbara Bürscher, MeinMed.at, Demenz » Stufen, Ursachen, Stadien & Reha bei Alzheimer | MeinMed.at
Demenz Behandlung:
Stiftung Gesundheitswissen, https://www.stiftung-gesundheitswissen.de/wissen/demenz/behandlung
Demenz Diagnostik:
Stiftung Gesundheitswissen, https://www.stiftung-gesundheitswissen.de/wissen/demenz/diagnostik
Demenz vorbeugen:
MAS Alzheimerhilfe, https://www.alzheimerhilfe.at/demenz-vorbeugen/#vorbeugen-content
Demenz vorbeugen – geht das?:
Bernd Kerschner, Medizin-Transparent.at, https://bit.ly/3BHDJ32
Demenz: Was ist das?:
GESUNDheit.gv.at – Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs, https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/gehirn-nerven/demenz/was-ist-d…
Diagnose Demenz: Krankheitsbild und Verlauf:
Bundesministerium für Gesundheit (BMG), https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/pflege/online-ratgeb…
Keine Belege für Spermidin gegen Demenz:
Jana Meixner, Medizin-Transparent.at, https://www.medizin-transparent.at/spermidin-demenz/
Und was ist mit mir?:
Hilfswerk Österreich, https://www.hilfswerk.at/mehr-als-vergesslich/und-was-ist-mit-mir