einfachverlässlichhilfreich
Startseite > Gesundes Leben > Gesundheitsthema

Adipositas Ist mein Gewicht ungesund?

Verhalten, Geschlecht, Medikamente, Rauchen, Genetik und Hormone: Unser Körpergewicht wird von vielen verschiedenen Faktoren beeinflusst. Nicht immer sind zu viel Essen und zu wenig Bewegung allein schuld an überschüssigen Kilos.[1] Wenn der Fettanteil im Körper übermäßig hoch ist, spricht man von Adipositas oder auch Fettleibigkeit. Damit ist auch das Risiko für verschiedene Erkrankungen erhöht. Aber auch Einschränkungen im Alltag durch das erhöhte Gewicht können belastend sein.[2] Die gute Nachricht: Sie selbst können viel für ein gesundes Gewicht tun!


In diesem Beitrag werden häufige Fragen zum Thema Adipositas beantwortet. Sie erfahren, was Sie als grundsätzlich gesunde erwachsene Person selbst tun können, um ein gesundes Körpergewicht zu erreichen und beizubehalten. Wir klären über Mythen rund um das Thema Gewicht auf und Sie erfahren, wo Sie Rat und Hilfe und weitere Informationen finden. Mit diesen Informationen können Sie sich selbst ein Bild machen, bevor Sie eine Entscheidung für Ihre Gesundheit treffen!

Das Wichtigste auf einen Blick
  • Adipositas bedeutet starkes Übergewicht oder Fettleibigkeit.[2] 
  • Von Adipositas spricht man bei einem Body-Maß-Index ab 30. 
  • Viele verschiedene Faktoren beeinflussen unser Körpergewicht. Zum Beispiel Lebensstil, Medikamente, Hormone und genetische Faktoren. 
  • Adipositas erhöht das Risiko für viele Folgeerkrankungen. 
  • Menschen mit Adipositas haben gegenüber Personen mit normalem Gewicht ein erhöhtes Risiko, früher zu versterben. Das Risiko steigt mit dem Ausmaß der Adipositas.[5]  
  • Es gibt viel, was Sie selbst tun können, um auf ein gesundes Körpergewicht zu achten.
30.06.2023
Folge #42 Adipositas: Bin ich selbst schuld an meinem Gewicht?
In dieser Folge erklärt Diätologin Birgit Kogler was der BMI über die Gesundheit aussagt, ob Übergewicht immer gefährlich ist und was Sie selbst für ein gesundes Körpergewicht tun können.
Häufige Fragen

Von Adipositas spricht man bei Übergewicht mit besonders hohem Körperfett-Anteil. Ein anderes Wort für Adipositas ist Fettleibigkeit. 
Mit Hilfe des Body-Mass-Index, besser bekannt als BMI, kann Adipositas bestimmt werden. Der BMI beschreibt das Verhältnis des Körpergewichts zur Körpergröße. So wird der BMI berechnet[11]

Formel des BMI (Body-Mass-Index)

Adipositas liegt laut Definition bei einem BMI-Wert ab 30 vor.[1]
 
Der BMI sagt nichts über die den Anteil von Fett- und Muskelmasse im Körper sowie über die Verteilung von Fett im Körper aus. Deshalb kann es passieren, dass Menschen, die Sport treiben und viel schwere Muskelmasse haben, anhand des BMI als übergewichtig eingeordnet werden. Auch bei sehr großen oder sehr kleinen Menschen kann es zu einer falschen Einschätzung kommen.[12]

Adipositas ist meistens eine Folge davon, dass mehr Kalorien aufgenommen als verbraucht werden. Überschüssige Kalorien werden vom Körper in Form von Fett eingelagert. Adipositas entsteht meist über mehrere Jahre oder Jahrzehnte.  
Es gibt viele Faktoren, die zu einer Gewichtszunahme führen können: 

  • Ernährung und Lebensstil (zum Beispiel zu wenig Bewegung) 
  • Bestimmte Krankheiten 
  • Genetische und geschlechtsspezifische Veranlagung[1] 
  • Psychologische und soziale Faktoren 
  • Bestimmte Medikamente[1]  

Heute arbeiten weniger Menschen in körperlich anstrengenden Berufen als früher. Wir fahren öfter mit dem Auto, statt zu Fuß zu gehen oder mit dem Rad zu fahren. Auch unsere Freizeit verbringen wir häufig im Sitzen, zum Beispiel vor dem Fernseher oder Smartphone. Das alles macht es schwieriger, genug Kalorien zu verbrauchen. 
Zuckerhaltige Getränke und kalorienreiche Nahrungsmittel sowie Snacks zwischen den Hauptmahlzeiten sind zusätzliche Kalorien. Auch Alkohol kann zur Gewichtszunahme beitragen.[2]

Adipositas kann zu vielen Folgeerkrankungen führen, zum Beispiel:[1] [5]  

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Herzinfarkt 
  • Diabetes Typ 2 („Zuckerkrankheit“) 
  • Erkrankungen des Bewegungsapparates, zum Beispiel Arthrose
  • Erkrankungen von Organen, zum Beispiel Gallensteine und Fettleber 
  • Bestimmte Krebsarten  
  • Unfruchtbarkeit beim Mann

Das tägliche Leben und die Lebensqualität können durch Adipositas eingeschränkt sein. Viele Betroffene werden diskriminiert, ausgegrenzt oder angefeindet. Das kann zu Stress und einem geringen Selbstwertgefühl führen und das Risiko psychischer Erkrankungen erhöhen. 

TIPP: Machen Sie niemals Bemerkungen über das Gewicht anderer Menschen. Das kann verletzend sein! Auch Komplimente, wenn jemand abgenommen hat, kommen nicht immer gut an.

Ärzt*innen empfehlen, innerhalb von 6 bis 12 Monaten, eine Gewichtsabnahme zwischen 5% und 10% des Ausgangsgewichts. 

Beispiel: Bei 100 Kilogramm Ausgangsgewicht sollten Sie im Zeitraum von 6-12 Monaten zwischen 5 und 10 Kilogramm abnehmen. 

Zum Abnehmen kann es sinnvoll sein, einen Plan zu entwickeln, der gut zu Ihrem eigenen Leben passt. Hier können Sie Ihre persönlichen Ziele festlegen. Auch ein Ernährungstagebuch kann hilfreich sein. 

Um Gewicht zu verlieren ist in der Regel eine Umstellung der Ernährung und mehr Bewegung notwendig. Der Körper muss mehr Energie verbrauchen, als er aufnimmt.[4]   

Gewohnheiten zu verändern ist schwierig. Manchmal kann deshalb eine Verhaltenstherapie beim Abnehmen helfen. Dabei lernen Sie, das eigene Verhalten zu beobachten und zu verändern.[4]   

Wenn eine Änderung des Lebensstils nicht ausreicht, können Medikamente als Ergänzung beim Abnehmen unterstützen. Bei der Einnahme von Medikamenten können Nebenwirkungen auftreten. Langzeiteffekte der einzelnen Medikamente sind noch nicht ausreichend untersucht.[4]   

Bei starker Adipositas kann auch eine Operation infrage kommen, zum Beispiel eine Magenverkleinerung. Es ist wichtig, die Vor- und Nachteile einer Operation gut abzuwägen. Komplikationen und Nebenwirkungen können auftreten. Außerdem sind nach der Operation viele Anpassungen im Leben notwendig.[2]  

Viele Menschen denken, dass starkes Übergewicht eine Folge von zu wenig Bewegung und zu viel Essen ist. Das stimmt NICHT immer! Es gibt viele Faktoren, die unser Gewicht beeinflussen. 

Ein Besuch beim Arzt oder bei der Ärztin ist daher für Menschen mit Adipositas sinnvoll. Besprechen Sie mögliche Ursachen und persönliche Risikofaktoren! Gemeinsam mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin können Sie eine passende Lösung finden.[3]

Was kann ich selbst tun

Es gibt einige Hilfestellungen, um abzunehmen oder Ihr Gewicht zu halten: 

Verhalten:

  • Gewohnheiten zu verändern ist schwierig und braucht Zeit. Das gilt auch für unser gewohntes Ernährungs- und Bewegungsverhalten.  Ändern Sie Ihre Gewohnheiten Schritt für Schritt. Setzen Sie sich realistische Ziele. 
  • Beobachten Sie Ihr Bewegungs- und Ernährungsverhalten: Oft essen wir aus Stress, Langeweile oder als Belohnung. Notieren Sie, was Sie essen und trinken – zum Beispiel in einem Ernährungstagebuch.  Schreiben Sie auch auf, warum und wie Sie gegessen haben. Zum Beispiel zu Mittag gestresst vor dem Computer. Oder in Ruhe am Abend auf der Couch. 
  • Notieren Sie auch, wann und wie sie sich bewegen. Waren Sie mit einer Freundin spazieren? Oder haben Sie die Stiege in den zweiten Stock genommen und sind nicht mit dem Lift gefahren? Haben Sie mit Ihren Kindern Ball gespielt? 
  • Verzichten Sie auf strenge Verbote. Diese wecken häufig noch mehr Interesse. Wenn Sie die selbst ernannten Vorsätze dann nicht einhalten können, kommt es oft zu Versagensgefühlen und Rückfällen. Besser ist es, kleine Ausnahmen in Maßen zu genießen.
  • Rückfälle können vorkommen. Das ist ganz normal. Lassen Sie sich nicht entmutigen! 
  • Belohnen Sie sich für Erfolge, zum Beispiel mit einem Besuch im Kino oder bei einem Konzert. 
  • Folgende Tipps können helfen: 
    o    Essen Sie immer zu festgelegten Zeiten.
    o    Gehen Sie nicht hungrig einkaufen und nehmen Sie immer eine Einkaufsliste mit. 
    o    Essen Sie nicht nebenbei. Also nicht beim Fernsehen, Zeitunglesen oder vor dem Computer. 
    o    Verabreden Sie sich mit Freunden oder Familie zum Sport. 
    o    Schließen Sie sich einer Sportgruppe an. Bewegen Sie sich zu fixen Zeiten, zum Beispiel immer montags um 19 Uhr.[6]

Ernährung:

  • Essen Sie häufig nährstoffreiche Lebensmittel. Diese enthalten viele Ballaststoffe, Vitamine und Mineralstoffe und machen lange satt. Zum Beispiel: Gemüse, Hülsenfrüchte (Erbsen, Bohnen, Linsen), Obst und Vollkornprodukte. 
  • Vermeiden Sie große Portionen und richten Sie Ihre Mahlzeiten auf einem kleinen Teller an. 
  • Reduzieren Sie Fett in Ihren Mahlzeiten und bevorzugen Sie pflanzliches Fett. Zum Beispiel: Rapsöl, Sonnenblumenöl, Nüsse und Samen. 
  • Vermeiden Sie fettreiche Lebensmittel. Zum Beispiel: fettreiches Fleisch und fettreiche Wurst, Fast Food- und Fertiggerichte, fettreiche Backwaren und Süßigkeiten, Chips und Co. 
  • Wählen Sie bei Milchprodukten, Fleisch und Wurst eine fettarme Variante. Sie können Ihre Speisen auch mit weniger Fett zubereiten. Zum Beispiel Dünsten statt Frittieren oder Grillen statt Panieren. 
  • Trinken Sie Wasser statt süßen Limonaden oder Energy-Drinks. Das spart Kalorien. 
  • Vermeiden Sie Crash-Diäten und versuchen Sie, Ihre Ernährung langfristig gesünder zu gestalten. Ein Ernährungstagebuch kann Ihnen dabei helfen.[6] 

Bewegung:

  • Regelmäßige Bewegung ist genauso wichtig wie eine ausgewogene Ernährung. Mit Bewegung können Sie Ihren täglichen Energieverbrauch erhöhen. 
  • Bewegung verbessert die körperliche Leistungsfähigkeit und steigert die Lebensqualität. 
  • Fragen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt, welche Bewegung für Sie geeignet ist. Wählen Sie eine Bewegungsart aus, die Ihnen Spaß macht. Zum Beispiel: Schwimmen, Spazierengehen, Radfahren, Nordic Walking, Krafttraining. 
  • Nutzen Sie jede Gelegenheit für Bewegung. Sie können Bewegung gut in Ihren Alltag einbauen. Zum Beispiel: im Garten arbeiten, putzen, Stiegen steigen, zu Fuß einkaufen gehen, Rasen mähen oder Schnee schaufeln. 
  • Weitere Informationen und Bewegungstipps finden Sie hier.
Unterschiede Frauen und Männer

Übergewicht bei der Frau[1] 

  • Frauen nehmen vor allem nach der Pubertät Gewicht zu. 
  • Wenn Frauen während einer Schwangerschaft zunehmen, kann das Gewicht auch nach der Geburt hoch bleiben und zu Adipositas führen. 
  • Auch in den Wechseljahren nehmen Frauen leichter zu. Das liegt an der Umstellung der Hormone und des Stoffwechsels. 

Übergewicht bei Männern[1] 

  • Männer nehmen hauptsächlich aufgrund eines wenig aktiven Lebensstils Gewicht zu. Das beginnt meist im jungen Erwachsenenalter. Das Gewicht steigt zirka bis zum 60. Geburtstag an.
Video

Im Video berichtet Lea von Ihrem Umgang mit Adipositas. Dieser Film ist ein persönlicher Erfahrungsbericht und stellt keine Empfehlung dar. Jeder Mensch findet seinen eigenen Umgang mit der Erkrankung.

 

Was ist Adipositas? Wie erkenne ich, ob ich übergewichtig bin? Welche Gesundheitsrisiken sind mit Übergewicht verbunden? Dr. Brodnig erklärt dir im Video, alles zum Thema Adipositas. Denn deine Gesundheit ist uns wichtig!

Mythen

Mythos 1: Wenn ich aufhöre zu rauchen, nehme ich zu. 

Das kann stimmen! Manche Menschen nehmen unmittelbar nach dem Rauchstopp an Gewicht zu. Das hat verschiedene Gründe. Zum Beispiel essen Menschen mehr, weil ihr Geschmackssinn durch den Rauchstopp besser geworden ist. Oder sie essen, statt zu rauchen. Mehr dazu lesen Sie hier.[8]
 

Mythos 2: Hormone beeinflussen das Gewicht. 

Bestimmte Hormone sind dafür verantwortlich, ob wir Hunger haben oder uns satt fühlen. Bei Adipositas können diese Hormone aus dem Gleichgewicht geraten. Wie verschiedene Hormone wirken und in welcher Form sie zu einer Gewichtszunahme beitragen, ist noch nicht ausreichend erforscht.[3] Hormonelle Erkrankungen können Adipositas verursachen, zum Beispiel eine Unterfunktion der Schilddrüse.[1] 
 

Mythos 3: Das „Superfood" Spirulina hilft bei Übergewicht.

Wir wissen es nicht! Spirulina ist eine Blaualge und soll beim Abnehmen überschüssiger Kilos helfen. Bisherige Studien dazu sind aber mangelhaft und nicht aussagekräftig. Wir wissen also bisher nicht, ob diese Behauptung stimmt. Dazu muss noch mehr geforscht werden.[9]

Zahlen und Daten
  • 13 von 100 Frauen in der Steiermark haben einen BMI über 30 und sind daher als adipös einzustufen. 
  • 17 von 100 Männern in der Steiermark haben einen BMI über 30 und sind daher als adipös einzustufen.[10]
Rat und Hilfe

Wenn Sie an Adipositas oder Übergewicht leiden, können Ihnen folgende Stellen weiterhelfen: 

  • Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin (Link
    Ihr Hausarzt oder Ihre Hausärztin ist die erste Anlaufstelle bei gesundheitlichen Problemen. Sprechen Sie gemeinsam über Ihr Gewicht, welche Risikofaktoren Sie haben und was Ihnen helfen kann. 
     
  • Gehen Sie zu einer Ernährungsberatung (Link
    In der Steiermark gibt es verschiedene Möglichkeiten eine Ernährungsberatung in Anspruch zu nehmen, teilweise auch kostenlos. Informieren Sie sich jetzt und vereinbaren Sie gleich einen Termin.
Ein Beispiel
Apfel mit einem Maßband

Walter (60) ist schon immer übergewichtig. Er arbeitet als Bauleiter und hatte im Jahr 2019 ein einschneidendes Erlebnis. Er war auf einer Baustelle und musste ein größeres Stück zu Fuß gehen. Zurück beim Auto, war er komplett durchgeschwitzt und fühlte sich erschöpft. Daraufhin ging Walter zum Arzt. Dieser empfahl ihm eine Ernährungsberatung. Gemeinsam mit der Ernährungsberaterin stellte Walter einen Plan für seine Ernährung auf. Walter beginnt wieder, sich regelmäßig zu bewegen. Heute haben sich seine Blutwerte verbessert, er fühlt sich gesünder und fühlt sich wieder wohl in seiner Haut.[7]

Gute Informationen in anderen Sprachen

Informationen zu Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen und wie Sie vorbeugen können, lesen Sie hier in leichter Sprache.

Hinweis: Wir weisen Sie ausdrücklich darauf hin, dass die Informationen auf dieser Webseite auf keinen Fall als Ersatz für eine professionelle Beratung oder Behandlung durch ausgebildete und anerkannte Expertinnen und Experten (zum Beispiel Ärzt*innen, Apotheker*innen, Ernährungsberater*innen, Psycholog*innen etc.) dienen. “Gesund informiert“ ist eine Webseite des Gesundheitsfonds Steiermark und wird ausschließlich aus öffentlichen Mitteln finanziert. Weitere wichtige Informationen finden Sie hier
Haben Sie einen Vorschlag für ein Gesundheitsthema, über das wir auf der Webseite informieren sollen? Schreiben Sie uns per E-Mail an [email protected]

Gesundheitsthemen

Wissen wie man gesund lebt und bleibt, Krankheiten vorbeugt und welche Angebote unser Gesundheitssystem bietet.

GESUNDHEITSWEGWEISER

Wer Hilfe an der richtigen Stelle sucht, wird bestens versorgt und erspart sich unnötige Wege und lange Wartezeiten.

Hilfe & Tipps

Seriöse und richtige Informationen erkennen und wissen, wo man danach sucht. Tipps für bessere Arztgespräche.

Die Podcasts

Expertinnen und Experten beantworten Fragen rund um die Gesundheit. Einfach und verständlich.