Endometriose Was tun gegen die Schmerzen?
Starke Regelschmerzen, psychische Beschwerden und viele Arzttermine – aber keine Diagnose. Das beschreibt die Geschichte von vielen Frauen* und Mädchen* mit Endometriose. Endometriose ist eine der häufigsten Erkrankungen des Unterleibs bei Frauen*. Viele Betroffene merken die Krankheit gar nicht, andere leiden jahrelang schwer. Oft führt erst ein unerfüllter Kinderwunsch zur Diagnose.
In diesem Beitrag werden häufige Fragen zum Thema Endometriose beantwortet. Sie als Frau* oder Mädchen* erfahren, was Sie selbst tun können, um gut mit der Krankheit zu leben. Wir klären Mythen rund um das Thema auf und Sie erfahren, wo Sie Rat und Hilfe sowie weitere Informationen zu Endometriose finden. Mit diesen Informationen können Sie sich selbst ein Bild machen, bevor Sie eine Entscheidung für Ihre Gesundheit treffen!
- Starke Regelschmerzen, Schmerzen beim Sex sowie Probleme, schwanger zu werden können Anzeichen für Endometriose sein.
- Bei Endometriose siedelt sich Gewebe, das jenem der Gebärmutter-Schleimhaut sehr ähnlich ist, außerhalb der Gebärmutter an.
- Schmerzen im Unterleib gehören zu den häufigsten Beschwerden bei Endometriose.
- In Österreich gibt es etwa 4.000 Neuerkrankungen pro Jahr.
- Es gibt verschiedene Möglichkeiten die Erkrankung zu erkennen. Sprechen Sie mit Ihrer Frauenärztin oder Ihrem Frauenarzt, wenn Sie eine Endometriose vermuten.
- Die Möglichkeiten der Behandlung reichen von Schmerzmitteln über hormonelle Behandlungen bis hin zu Operationen.
- Professionelle Hilfe finden Sie bei Ihrer Frauenärztin oder Ihrem Frauenarzt sowie im Endometriose-Zentrum der Universitätsklinik am LKH Graz.
QUIZ: Testen Sie Ihr Gesundheitswissen!
Endometriose ist eine Erkrankung des Unterleibs bei Frauen*. Dabei wächst Gebärmutterschleimhaut-ähnliches Gewebe außerhalb der Gebärmutter. Zum Beispiel im Bauchraum, am Eierstock oder an der Blase. Fachleute nennen diese Gewebe-Ansammlungen auch „Endometriose-Herde“.
Tipps für ein Leben mit Endometriose
- Sprechen Sie mit Ihrem Frauenarzt oder Ihrer Frauenärztin über Ihre Beschwerden. Auch wenn Sie starke Regelschmerzen haben und deshalb nicht arbeiten können oder deshalb Schmerzmittel einnehmen.
- Wenden Sie sich an eine spezialisierte Einrichtung, wie zum Beispiel die Universitäre Kompetenzeinheit Endometriose am Universitätsklinikum Graz.
- Bewegung tut gut! Suchen Sie sich etwas aus, das Ihnen Spaß macht. Nordic Walking, Schwimmen oder Beckenbodentraining können sich angenehm anfühlen. Auch Yoga oder andere Entspannungstechniken können helfen.
- Schreiben Sie ein Endometriose-Tagebuch. Hier notieren Sie Ihre Beschwerden und was Ihnen hilft und was nicht. So lernen Sie sich selbst und Ihre Erkrankung besser kennen.
- Sich mit anderen Betroffenen auszutauschen kann helfen und entlasten. Zum Beispiel in einer Selbsthilfegruppe. Hier finden Sie die Selbsthilfegruppen von Endometriose-Betroffenen in der Steiermark.
Fragen Sie nach!
Damit Sie eine gute Entscheidung für Ihre Gesundheit treffen können, ist es wichtig, dass Sie Ihrer Frauenärztin oder Ihrem Frauenarzt Fragen stellen. Fragen Sie so lange nach, bis alle Ihre Fragen beantwortet sind! Folgende Fragen sollten Sie jedenfalls stellen:
- Was habe ich?
Erzählen Sie Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt von Ihren Beschwerden und erklären Sie, wann diese in Ihrem Zyklus auftreten. Sagen Sie, warum Sie heute da sind. Was möchten Sie im Gespräch klären?
Dabei kann es hilfreich sein, wenn Sie Ihre Beschwerden schon vor dem Arztbesuch mitschreiben, zum Beispiel in einem Endometriose-Tagebuch.
- Was kann ich tun?
Fragen Sie nach, was Sie selbst tun können, um Ihre Beschwerden zu lindern. Welche Möglichkeiten gibt es, eine Diagnose zu stellen? Welche Möglichkeiten der Behandlung gibt es?
- Warum soll ich das tun?
Wie wirkt die Behandlung? Welche Nebenwirkungen sind zu erwarten? Fragen Sie nach, was die Vorteile und Nachteile der Behandlung sind. Erkundigen Sie sich auch, was passiert, wenn Sie nichts tun.
Noch mehr Tipps für das Gespräch mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin finden Sie hier.
Im redaktionell unabhängigen Dokumentarfilm „Nicht die Regel“ erzählen drei verschiedene Frauen von ihrem Leben mit Endometriose. Sie berichten von langen Diagnosewegen, Beschwerden, Operationen und Therapien. Der Film ist kostenpflichtig.
Endometriose: Wahrheit oder Mythos?
Es gibt viele Informationen darüber, was bei Endometriose hilft. Ob es sich dabei um Behauptungen oder Tatsachen handelt, haben wir geprüft:
Mythos 1: CBD aus Cannabis hilft gegen starke Regelschmerzen.
Dazu fehlen die wissenschaftlichen Belege. CBD ist der nicht-berauschende Stoff aus der Cannabis-Pflanze und soll gegen Regelschmerzen helfen. Das wurde wissenschaftlich aber nie untersucht. Unsere Kolleg*innen von Medizin Transparent konnten keine Studien dazu finden. Mehr dazu lesen Sie hier.
Mythos 2: Die Antibaby-Pille hilft bei Endometriose.
Die meisten Antibaby-Pillen können Schmerzen nachweislich lindern, die durch Endometriose ausgelöst werden. Doch die Pille kann auch Nebenwirkungen haben, wie zum Beispiel Kopfschmerzen, ein Spannungsgefühl in der Brust oder Wassereinlagerungen. Weitere Informationen zur Behandlung mit der Antibaby-Pille finden Sie hier.
So häufig ist Endometriose
- Zirka jede 10. Frau im fortpflanzungsfähigen Alter leidet weltweit unter Endometriose.
- In Österreich gibt es jährlich zirka 4.000 neue Erkrankungen.
- Ungefähr 250 Patientinnen werden jedes Jahr am Endometriose-Zentrum der Universitätsklinik am LKH Graz behandelt.
Medizinische Hilfe und Beratung bei Endometriose
Wenn Sie vermuten, an Endometriose zu leiden, können Ihnen folgende Stellen weiterhelfen:
- Wenden Sie sich an Ihre Hausärztin oder Ihren Hausarzt
Ihre Hausärztin oder Ihr Hausarzt ist die*der erste Ansprechpartner*in bei gesundheitlichen Problemen. Bei Bedarf werden Sie an eine Frauenärztin oder einen Frauenarzt überwiesen.
- Wenden Sie sich an Ihre Frauenärztin oder Ihren Frauenarzt
Die Ärztesuche der Ärztekammer Steiermark hilft Ihnen dabei, Fachärzt*innen für Frauenheilkunde und Geburtshilfe zu finden. Sie können nach Bezirken filtern und so die passende Ärztin oder den passenden Arzt für Sie finden. Bei Bedarf werden Sie an eine Spezialambulanz überwiesen.
- Universitäre Kompetenzeinheit Endometriose
Das zertifizierte Endometriose-Zentrum am Universitätsklinikum Graz berät und behandelt Sie evidenzbasiert und nachhaltig. Expert*innen unterstützen Sie auch bei unerfülltem Kinderwunsch. Ihre Frauenärztin oder Ihr Frauenarzt wird Sie bei Bedarf an diese Spezialambulanz überweisen. Terminvereinbarungen erfolgen per E-Mail oder Telefon.
- Barmherzige Brüder Graz: Spezialambulanz für Endometriose
Auch die Barmherzigen Brüder Graz bieten eine spezialisierte Ambulanz für Betroffene von Endometriose an. Ihre Frauenärztin oder Ihr Frauenarzt wird Sie bei Bedarf an eine Spezialambulanz überweisen. Bitte vereinbaren Sie vorab telefonisch einen Termin.
- Endometriose-Vereinigung Austria
Der ehrenamtliche Verein bietet Informationen zu Endometriose und deren Behandlung sowie Termine und Veranstaltungen zu diesem Thema.
- Selbsthilfegruppe für Frauen mit Endometriose
In einer Selbsthilfegruppe können Sie sich mit anderen Betroffenen austauschen und Ihre eigenen Erfahrungen mit der Erkrankung teilen. Die Selbsthilfegruppe steht auch im Austausch mit Frauenärztinnen und Frauenärzten und kann Sie bei der Suche nach Ansprechpartner*innen unterstützen.
- Dachverband der steirischen Frauen- und Mädchenberatungsstellen
Der Verein setzt sich auf verschiedenen Ebenen für Frauen* und Mädchen* ein. Hier bekommen Sie Beratung und Information zu verschiedenen Themen. Beratungsstellen gibt es in der ganzen Steiermark.
- Psychosoziale Beratungsstellen
Bei psychosozialen Belastungen wenden Sie sich an eine psychosoziale Beratungsstelle in Ihrer Nähe. Eine Übersicht finden Sie unter folgendem Link.
- Frauengesundheitszentrum
Das Frauengesundheitszentrum bietet kostenlose Beratungen zum Thema Endometriose für Betroffene an.
- Übersicht an regionalen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnern
Diese Übersicht hilft Ihnen dabei, Expertinnen und Experten in den steirischen Bezirken zu finden.
Michaela ist 34 Jahre alt und Mutter eines Sohnes. Michaela leidet seit ihrer Jugend an Endometriose. Die Erkrankung wurde aber erst bei einer Operation im Alter von 29 Jahren festgestellt. Sie hatte immer schon starke Regelschmerzen, dachte aber das sei normal. „Ich nahm während der Periode jeden Tag vier starke Schmerztabletten um durch den Tag zu kommen“, erzählt die junge Mutter. Erst als der unerfüllte Kinderwunsch zu den Schmerzen dazukam, wandte Sie sich an die spezialisierte Endometriose-Einheit am LKH Graz. Durch die passende Behandlung besserten sich ihre Beschwerden und auch mit dem Kinderwunsch klappte es endlich.
Ab Juni 2023 haben Sie Gelegenheit, sich den Dokumentarfilm „nicht die regel“ in den steirischen Bezirken anzusehen. Hier finden Sie nähere Informationen zu den kostenlosen Filmvorführungen.
Bei den Kolleg*innen des IQWIG finden Sie viele Informationen zum Thema Endometriose. Von der Erkennung über mögliche Untersuchungen bis hin zu verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten.
Hier finden Sie frei zugängliche Gesundheitsinformationen, die mit Arztinformationen abgestimmt sind. Lesen Sie mehr über die Erkrankung Endometriose.
Hier finden Patient*innen mit Endometriose evidenzbasierte Beratung und Behandlung. Auch bei einem unerfüllten Kinderwunsch können Sie sich an diese spezialisierte Klinik wenden.
Diese Entscheidungshilfe soll Sie dabei unterstützen, sich gemeinsam mit Ärztinnen und Ärzten für eine geeignete Behandlung zu entscheiden, wenn bei Ihnen eine Endometriose festgestellt wurde.
Redaktion: Bianca Heppner, MPH (Master in Public Health) oder
Anja Mandl, BA MA (Bachelor und Master in Gesundheitsmanagement)
Expert*innen (Podcast): Priv.-Doz.in Dr.in med. Monika Martina Wölfler (Frauenklinik der Medizinischen Universität Graz) und Mag.a Eva Anderhuber-Tutsch (Leiterin der Selbsthilfe Endometriose in Graz)“
Ärztliches Review: Dr.in Eva Wolfbauer
Bei der Erstellung dieser Gesundheitsinformation lagen keine Interessenskonflikte der Autor*innen vor.
Die Gefahr, dass Interessen der Expert*innen, die Inhalte beeinflussen, wird verringert, indem Interessenkonflikte strategisch abgefragt und bei Bestehen veröffentlicht werden. Informationen zur Strategie im Umgang mit Interessenskonflikten finden Sie im Methodenpapier.
Priv.-Doz.in Dr.in med. Monika Martina Wölfler legt folgende Interessenskonflikte offen:
Beraterinnentätigkeit bei Gedeon Richter, Vortragstätigkeit bei Gedeon Richter, Fresenius Kabi, Bayer
Quellen:
Endometriose – Auf einen Blick:
gesundheitsinformation.de (Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen), 2021. https://www.gesundheitsinformation.de/endometriose.html
Wie funktioniert der weibliche Zyklus?
gesundheitsinformation.de (Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen), 2021. Wie funktioniert der weibliche Zyklus? (gesundheitsinformation.de)
Endometriose – Behandlungsmöglichkeiten bei Endometriose:
gesundheitsinformation.de (Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen), 2021. Behandlungsmöglichkeiten bei Endometriose (gesundheitsinformation.de)
Endometriose – Untersuchungen bei Endometriose:
gesundheitsinformation.de (Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen), 2021. Untersuchungen bei Endometriose | Gesundheitsinformation.de
Universitäre Kompetenzeinheit Endometriose:
Medizinische Universität Graz. Universitäre Kompetenzeinheit Endometriose (medunigraz.at)
Endometriose – Ein häufiger Grund für Unterleibsschmerzen:
Patienten-Information.de (Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin). 2022. Endometriose – Ein häufiger Grund für Unterleibsschmerzen — Patienten-Information.de
Schmerzen sind nicht die Regel:
LKH-Univ.Klinikum Graz. 2021. Schmerzen sind nicht die Regel - LKH-Univ. Klinikum Graz (uniklinikumgraz.at)
CBD gegen Regelschmerzen: Unerforscht:
Medizin Transparent (Universität für Weiterbildung Krems – Department für Evidenzbasierte Medizin und Evaluation), 2022. https://medizin-transparent.at/cbd-regelschmerzen/
Endometriose & Kinderwunsch:
gesundheit.gv.at – Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs (Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz). 2019. https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/sexualorgane/weibliche-sexualo…;